Ich will ein Lied singen von meinem geliebten Freund, ein Lied vom Weinberg meines Liebsten. Mein Freund hatte einen Weinberg auf einer fruchtbaren Höhe. (Jes 5,1)
אָשִׁ֤ירָה נָּא֙ לִֽידִידִ֔י שִׁירַ֥ת דּוֹדִ֖י לְכַרְמֹ֑ו כֶּ֛רֶם הָיָ֥ה לִֽידִידִ֖י בְּקֶ֥רֶן בֶּן־שָֽׁמֶן׃
Cantabo dilecto meo canticum patruelis mei vineæ suæ. Vinea facta est dilecto meo in cornu filio olei.
Der Weinberg (כֶּרֶם kerem) ist ein Weinbau, der Pflege und Schutz erfordert. In der Bibel hat es eine wörtliche Bedeutung und eine metaphorische Bedeutung. Es ist auch ein Symbol Israels, das „Weinberg des Herrn“ (kerem YHWH) genannt wird.
In der heutigen ersten Lesung (Jes 5,1-7) singt der Prophet Jesaja seinem Freund ein Lied über seine Liebe zu seinem eigenen Weinberg. Jesaja zählt alle seine Anstrengungen für ihn auf und lobt den edlen Weinstock, den er darin gepflanzt hat, der aber statt Weintrauben saure Beeren hervorgebracht hat. „Der Weinberg des Herrn ist das Haus Israel“, schließt der Prophet Jesaja unerwartet. Israel bringt nicht die vom Herrn erwarteten Früchte, weil es statt Gerechtigkeit Blutvergießen begeht und statt Orthodoxie Terror hervorruft.
Auch im heutigen Evangelium erzählt der Herr Jesus ein Gleichnis über einen Weinberg und die Bauern, die den Weinberg im Auftrag des Besitzers bewirtschaften. Es ist erstaunlich, dass die Bauern dem Besitzer nicht seine Ernte geben, seine Boten schlecht behandeln und schließlich seinen eigenen Sohn töten wollen. Die Bereitschaft der Landwirte, Manipulationen vorzunehmen, um sich den Weinberg anzueignen, bedeutet nicht nur, dass sie den Weinberg verlieren, sondern dass der Weinberg anderen, ehrlichen Landwirten übergeben wird. Gott verhält sich ähnlich und „investiert“ wie ein Eigentümer in unser Leben und unser Wachstum, aber wenn wir die Früchte nicht tragen, sondern uns selbst aneignen wollen, wird er den Weinberg jemand anderem anvertrauen, der bereit ist, mit ihm zusammenzuarbeiten. Im Gleichnis vom Herrn Jesus ist dieser Weinberg das Reich Gottes, das sein großes Geschenk ist, aber es kann uns auch genommen werden, wenn wir seine Früchte nicht bringen.
