Du aber, Herr, halte dich nicht fern! Du, meine Stärke, eil mir zu Hilfe! (Ps 22,20)
וְאַתָּ֣ה יְ֭הוָה אַל־תִּרְחָ֑ק אֱ֝יָלוּתִ֗י לְעֶזְרָ֥תִי חֽוּשָׁה׃
Tu autem, Domine, ne elongaveris; fortitudo mea, ad adiuvandum me festina.
σὺ δέ, κύριε, μὴ μακρύνῃς τὴν βοήθειάν μου, εἰς τὴν ἀντίλημψίν μου πρόσχες.
Helfen (עזר ῾āzar), dieses Verb, das auch „unterstützen, zu Hilfe kommen“ bedeutet, ruft in seiner Grundbedeutung das Bild des Schutzes hervor, wie auch das Substantiv ῾ăzarâ, das „Zaun, Rahmen“ bedeutet, andeutet. Oft ist das Subjekt dieses Verbs Gott und das Objekt die Person, die er unterstützt.
In der ersten Lesung vom Palmsonntag, Jahr B, hören wir die Stimme des leidenden Dieners JHWHs, der erkennt, dass Gott Ihm Beredsamkeit gegeben hat, damit Er „den Müden mit einem erfrischenden Wort helfen kann“. Gleichzeitig lehrt es Ihn, zuzuhören, oder genauer gesagt, zu gehorchen, denn die Fähigkeit, auf das Wort zu hören, gibt dem Diener Kraft angesichts all dessen, was Ihm von denen widerfährt, die Ihm Leid zufügen. Das Vertrauen in das Leiden aufrechtzuerhalten ist zweifellos eine Quelle der Stärke, aber die Gewissheit, dass Gott Ihn unterstützt (עזר ῾āzar), ist der wahre Grund für die Unempfindlichkeit gegenüber Beleidigungen und die Zuversicht, dass Er ohne Scham aus dem Leiden hervorgehen wird.
Die Lesung geht weiter in Psalm 22, in dem der Psalmist Gott um Hilfe in der Ihm zugefügten Leidenssituation bittet: „Viele Hunde umlagern mich, eine Rotte von Bösen umkreist mich. Sie durchbohren mir Hände und Füße. Man kann all meine Knochen zählen. Du aber, Herr, halte dich nicht fern! Du, meine Stärke (עזר ῾āzar), eil mir zu Hilfe“. In diesem Zusammenhang lohnt es sich, D. Bonhoeffer zu zitieren: „Gott rettet uns nicht aus dem Leiden, sondern im Leiden. Er rettet uns nicht vor dem Tod, sondern im Sterben“.
